Stellungnahme zur Studie Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland
Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ruft die wissenschaftlichen Einrichtungen sowie deren Zuwendungsgeber dazu auf, Investitionen in nicht-kommerzielle Angebote als strategisch bedeutsamen Beitrag zu einer zukunftsorientierten Publikationsinfrastruktur zu sehen. Hierfür ist eine Gesamtbetrachtung der Open-Access-Landschaft unter Berücksichtigung sowohl der kommerziellen als auch der nicht-kommerziellen Angebote notwendig.
Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ruft die wissenschaftlichen Einrichtungen sowie deren Zuwendungsgeber dazu auf, Investitionen in nicht-kommerzielle Angebote als strategisch bedeutsamen Beitrag zu einer zukunftsorientierten Publikationsinfrastruktur zu sehen. Hierfür ist eine Gesamtbetrachtung der Open-Access-Landschaft unter Berücksichtigung sowohl der kommerziellen als auch der nicht-kommerziellen Angebote notwendig.
Den Sektor institutionell betriebener Dienste untersucht die nun veröffentlichte Studie Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland der Technopolis Group. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Allianz der Wissenschaftsorganisationen in Auftrag gegeben und steht im Kontext der Allianz-Strategie zur Unterstützung der Open-Access-Transformation. Sie wurde vor dem Hintergrund der europäischen und internationalen wissenschaftspolitischen Appelle zur Stärkung der öffentlich finanzierten und wissenschaftsgeleiteten Publikationsinfrastrukturen durchgeführt. Das Beratungsunternehmen Technopolis Deutschland hat die Studie unter Begleitung einer Taskforce des Allianz-Schwerpunkts Digitalität in der Wissenschaft erstellt. Die Ergebnisse der Studie müssen zusammen mit weiteren Entwicklungen der Open-Access-Transformation, beispielsweise der Finanzierung von Transformationsverträgen, betrachtet werden.
Insgesamt bilden nicht-kommerzielle Open-Access-Angebote in Deutschland ein dezentral entwickeltes Rückgrat der wissenschaftlichen Publikationskultur, das ausreichend fachliche und überfachliche Publikationsangebote und Hintergrunddienste umfasst. Jedoch fehlen Erfolgskriterien und Abstimmungen zur Vermeidung von Redundanzen. Zudem sind noch nicht alle Dienste verlässlich, nachhaltig und qualitativ konkurrenzfähig aufgestellt.
Daher fordert die Allianz die wissenschaftlichen Einrichtungen sowie die Zuwendungsgeber auf Ebene der Bundes- und Landesministerien auf, diesen Sektor in den Blick zu nehmen und langfristig tragfähige Finanzierungsmodelle zu unterstützen. Die Stabilisierung und Stärkung des Segments nicht-profitorientierter und von wissenschaftlichen Einrichtungen getragener Infrastruktur muss darin resultieren, dass diese Infrastruktur professionell betrieben und genutzt werden kann. Vorteile für das Gesamtsystem der Wissenschaft liegen dabei nicht zuletzt in einem Zugewinn an digitaler Souveränität.
Die Finanzierung der durch wissenschaftliche Einrichtungen getragenen Publikationsinfrastruktur sollte von der Forschungspolitik und den Wissenschaftseinrichtungen als strategische Investition gesehen und in den Kontext der regulären Erwerbung bzw. Informationsbeschaffung eingeordnet werden. Hierfür bildet die Etablierung von Informationsbudgets eine wichtige Voraussetzung.
Aus Sicht der Allianz ist die dauerhafte Finanzierung einer institutionell getragenen Publikationsinfrastruktur für deren weitere Professionalisierung und Steigerung der Innovationsfähigkeit nötig. Dafür müssen neue Wege der Ko-Finanzierung von Basisangeboten oder fachlichen Angeboten gefunden werden. Dazu sind Anstrengungen sowohl von Seiten der Anbieter als auch der (institutionellen) Dienstenutzenden nötig. Beispiele internationaler Infrastrukturen (wie etwa der Open-Access-Preprintserver arXiv) zeigen hier unter anderem institutionelle Mitgliedschaftsmodelle als einen gangbaren Weg auf. Eine reine Drittmittelfinanzierung dagegen ist nicht nachhaltig. Ohne neue Finanzierungsmodelle und weitere Mittelquellen können nicht-profitorientierte Infrastrukturen nicht konkurrenzfähig sein und werden vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen (beispielsweise der Nutzung von Inhalten in KI-Anwendungen/-Diensten) von kommerziellen Angeboten abgehängt.
Das Marketing der Angebote durch die Anbieter wird von den in der Studie befragten Forschenden als zu gering angesehen und bedarf weiterer Ressourcen, um in der Sichtbarkeit mit kommerziellen Angeboten mithalten zu können. Der Nutzen der jeweiligen Publikationsangebote für die Wissenschaft muss dabei im Vordergrund stehen. Hierbei sind disziplinenspezifische Strategien zu wählen, da sich die Verbreitung und Anerkennung von öffentlich finanzierten vs. kommerziellen Anbietern zwischen den Disziplinen unterscheidet. Zudem sind die Einrichtungen der Informationsinfrastruktur dazu aufgerufen, zentrale Basis- und Hintergrunddienste auch zur Vorhaltung und Archivierung gemeinsam zu erhalten, um eine reibungslos funktionierende Publikationslandschaft zu ermöglichen.
Darüber hinaus sollten die Hindernisse für die weitergehende Nutzung von nicht-profitorientierter und institutionell getragener Infrastruktur durch die Wissenschaftsorganisationen adressiert werden. Dazu gehört vor allem die Verschiebung der Bewertungspraxis weg von dem Fokus auf quantitative Metriken hin zur Bewertung der Qualität von Publikationsinhalten. Damit würde —unabhängig von metrischen Indikatoren — eine gleichberechtigte Nutzung verschiedener Publikationsorte ermöglicht, die dem jeweiligen Publikationsziel der Wissenschaftler*innen angemessen sind.